FeKoM-Workshop: Austausch zu forschungsethischen Dilemmata und Lösungsansätzen
Im Rahmen der 67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft hat das FeKoM-Team den Workshop „Forschungsethik in der wissenschaftlichen Praxis – Hemmschuh oder Qualitätsmerkmal?“ veranstaltet. Elf Personen aus verschiedenen Themenbereichen der Kommunikations- und Medienwissenschaft haben sich am virtuellen Workshop mit dem Ziel beteiligt, Erfahrungen mit und Einstellungen zu Forschungsethik zu reflektieren, ein Bewusstsein für forschungsethische und methodische Dilemmata zu schaffen und sich über mögliche Lösungsansätze auszutauschen.
Nach einem Inputvortrag über das Verständnis von Forschungsethik und das Vorgehen bei einer kasuistischen Entscheidungsfindung haben die Teilnehmenden in zwei Gruppen vorab eingereichte Themen diskutiert. Eine Gruppe ging forschungsethischen Fragen aus dem Bereich der Inklusion und Barrierefreiheit nach. Ein erstes Fazit: Partizipative Forschung ist notwendig, auch wenn sie oft teuer und aufwändig ist. Durch die Nähe zum erforschten Feld kann Authentizität in der Forschung hergestellt werden und auch die Qualität steigt durch lebensnahe Studien. Allerdings kann es in einigen Fällen auch legitim sein, besondere Gruppen bei bestimmten Designs auszuschließen. Dies sollte jedoch immer reflektiert und offengelegt werden. Ein solcher Reflexionsprozess kann z.B. durch die frühzeitige Einbeziehung einer Ethikkommission in das eigene Forschungsvorhaben angeregt werden.
In der zweiten Gruppe wurden mögliche Auswirkungen einer informierten Einwilligung auf die Datenqualität sowie das Verständnis und die Akzeptanz von Proband*innen diskutiert: Soll die Einwilligung nur für das „Feel Good“ der Proband*innen und/oder Forschenden sorgen, auch wenn sie nicht gelesen wird? Und gibt es eine Wertschätzung der Proband*innen von Exit-Möglichkeiten (z. B. nachträglicher Widerruf oder Exit-Button auf jeder Seite)? Hierzu tauschten sich die Teilnehmenden über ihre eigenen Erfahrungen mit der informierten Einwilligung und bekannte Ergebnisse aus Studien aus. Konsens herrschte bei der Einschätzung, dass je sensibler das Thema der Studie, desto höher ist generell das Bedürfnis der Proband*innen nach Aufklärung. Auch hier spielte die Barrierefreiheit eine Rolle, es wurde diskutiert, inwieweit schriftliche Einwilligungsinformationen überhaupt barrierefrei sind. Als mögliche Lösungsansätze könnten Audio- und Videoformate eingesetzt werden. Auch die Aufbereitung der Einwilligungsinformationen in einer Form, die von einem Vorlesetool wiedergegeben werden kann, könnte in das Design integriert werden.
In der gemeinsamen Abschlussdiskussion des Workshops wurde deutlich, dass insbesondere der Austausch zu forschungsethischen Fragen relevant ist und dass das Thema Forschungsethik noch mehr in den Fokus der Kommunikations- und Medienwissenschaft gerückt werden sollte, damit möglichst viele Forschende für diese Fragen sensibilisiert werden.
Insgesamt war es ein spannender Workshop mit vielen interessanten Diskussionen und Denkanstößen. Das FeKoM-Team bedankt sich dafür bei allen Teilnehmenden!