Publikationshinweis: How do Research Ethics Committee Members Respond to Hypothetical Studies with Children? Results from MESSI Study (2022)
In den letzten Jahrzehnten ist die aktive Einbindung von Kindern und Jugendlichen in der Sozialforschung zu Themen, die ihr eigenes Leben betreffen, immer bedeutsamer geworden. Da sie als eine besonders vulnerable Gruppe bezeichnet werden können, müssen Forschende ihre Forschungsansätze umso mehr so gestalten, dass sie sicher, ethisch und gleichzeitig praktikabel sind.
Vor diesem Hintergrund wurde von April bis August 2017 in Australien eine Online-Befragung mit 183 Human Research Ethics Committee-Mitglieder (HRECs) durchgeführt. Dabei wurde untersucht, wie die Faktoren Sensibilität des Studienthemas, die Bezahlungen und die Studienmethoden die Entscheidungsfindung der Mitglieder bei der Genehmigung für hypothetische Studien mit Kindern im Alter von 7 bis 14 Jahren beeinflussen.
Es wurde ein vollfaktorielles Design gewählt, bei dem den Teilnehmer*innen alle Szenarien präsentiert wurden. Die hypothetischen Studien beinhalteten verschiedene Kombinationen der Faktoren. Es gab z.B. vier Gruppen von Vignetten mit variierender Sensibilität des Studienthemas. Das Spektrum reichte von relativ unbedenklich wie Lebensmittelauswahl und Internetsicherheit (d. h. die Ansichten der Kinder und die verwendeten Strategien in Bezug auf die Internetsicherheit) über mittelschwere Gewalterfahrungen von Kindern bis hin zu hochsensiblem Sexting. Der zweite Faktor, der in den Vignetten variiert wurde, war die Höhe und Art der Bezahlung (z.B. Teilnahme an Gutscheinverlosung oder keine Bezahlung). Zudem variierten die Methoden der Datenerhebung (z.B. ein persönliches Interview oder das Ausfüllen der Umfrage im Unterricht).
Die Ergebnisse zeigen, dass, je höher die wahrgenommene Sensibilität des Studienthemas, desto unwahrscheinlicher ist es, dass die Studie von einem HREC-Mitglied genehmigt wird. Zudem waren die HREC-Mitglieder eher geneigt, den hypothetischen Studien zuzustimmen, wenn es sich um ein unentgeltliches Vorhaben handelte. Die Bezahlung war der häufigste Grund für die Ablehnung von Studien mit geringer Sensibilität, während mögliche Risiken der häufigste Grund für die Ablehnung von Studien mit höherer Sensibilität waren. Persönliche Befragungen, die zu Hause mit Kindern stattfinden sollten, führten bei sensibleren Studienthemen zu wesentlich höheren Zustimmungsraten der HREC-Mitglieder.
Letztendlich stellten sowohl die HRECs als auch die Forschenden fest, dass sie selbst von zusätzlichen Leitlinien zum Umgang mit Risiken und Zahlungen für Kinder und Jugendliche in der Forschung profitieren würden.
Quelle: Taplin, S., Chalmers, J., Brown, J., Moore, T., Graham, A., & McArthur, M. (2022). How do Research Ethics Committee Members Respond to Hypothetical Studies with Children? Results from the MESSI Study. Journal of Empirical Research on Human Research Ethics. https://doi.org/10.1177%2F15562646221087530