Publikationshinweis: Queer considerations: Exploring the use of social media for research recruitment within LGBTQ communities (2021)
Die sozialen Medien ermöglichen es Wissenschaftler*innen aus Gemeinschaften zu rekrutieren, deren Stimme in der Forschung oft nicht gehört wird. Neben Chancen kann Social-Media-Forschung für potenzielle Teilnehmer*innen und für die Wissenschaftler*innen selbst jedoch auch Risiken beinhalten. Dazu gehören etwa Gewalt, Hassrede, Stigmatisierung und Mikroaggressionen.
In Kanada wurde von September bis November 2021 eine qualitative Studie durchgeführt, um die Ernährungs- und Körperbilderfahrungen erwachsener LGBTQQIP2SAA+-Kanadier*innen während der Zeit der physischen Distanzierung und sozialen Isolation zu analysieren und dabei auch die ethischen Implikationen der Nutzung sozialer Medien als Rekrutierungsinstrument für die Forschung in LGBTQQIP2SAA+-Communities zu untersuchen. Zur Rekrutierung der Teilnehmer*innen für eine Online-Umfrage und Leitfadeninterviews wurden, neben anderen Strategien, auch Anzeigen auf der Facebook-Seite des Forschungsvorhabens veröffentlicht und bezahlte Facebook Marketplace-Anzeigen verwendet.
Der Beitrag führt aus, dass innerhalb kurzer Zeit negative und homophobe Kommentare auf der Forschungsseite gepostet wurden. Sie enthielten Gewaltandrohungen gegenüber der untersuchten Bevölkerungsgruppe als auch Drohungen bezogen auf das Forschungsteam. Die Beiträge wurden gelöscht und die Nutzenden blockiert. Dies führte in der Folge dazu, dass die Kommentierenden andere Konten verwendeten. Letztlich wurde beschlossen, die Forschungs-Facebook-Seite und die bezahlten Anzeigen als Mittel zur Rekrutierung einzustellen.
Die Forschenden machen auf die Limitationen für die Studie aufmerksam und diskutieren die negativen Folgen des gewählten Rekrutierungswegs. Der Einsatz sozialer Medien kann ein nützliches und effektives Instrument sein, um geschlechtsspezifische und sexuell vielfältige Personen für die Forschung zu erreichen – die Auswirkungen solcher Methoden auf potenziellen Teilnehmer*innen und Forschende müssen aber bedacht und das Risiko von Stigmatisierung, Belästigung und Schaden in die Abwägung einbezogen werden.
Quelle: Littler, C., & Joy, P. (2021). Queer considerations: Exploring the use of social media for research recruitment within LGBTQ communities. Research Ethics, 17(3), 267-274. https://doi.org/10.1177%2F17470161211003021